(27.05.2016, 20:11)jerallt schrieb: Hi Leute, hat jemand von uns schon mal ein Lenkgetriebe überholt? Es gibt ja irgendwo im Netz solche Überholkits. Ich dachte ich mache mich mal ran und überhol mal so ein Lenkgetriebe.
Kein Hexenwerk, allerdings gibs ein paar Dinge, die ganz wichtig sind.
Zuerst Spurstangen lösen und das Öl vom Lenkgetriebe ablassen. Zum Ausbauen idealerweise den Motorträger hinten soweit wie möglich ablassen, aber etappenweise, denn vorher mußt noch das Kreuzgelenk der Lenksäule ab (eine Sicherungsschraube, die quer am unterem Ende sitzt). Beim Absenken immer auch den Motor im Motorraum beobachten (beim 3.8er den Knochen vorher entfernen).
Ist der Motorträger unten, kommt man prima an den Druckschlauch der Pumpe. Passendes Werkzeug ist hier ganz wichtig (bei mir 16er Schlüsselweite), sonst ist der 6-Kant schnell abgenudelt. Nun muß noch das Hitzeschutzblech auf dem Querträger entfernt werden und der Haltering (mit Rasterverzahnung) entfernt werden, der die Leitungen hält. Als Letztes dann die zwei großen Schrauben zur Befestigung entfernen. Das Lenkgetriebe läßt sich dann zur Fahrerseite herausziehen.
Nun das Wichtigste: Stellung der Lenksäule im Verhältnis zur Zahnstange ermitteln. Am Lenksäulenstummel, der im Lenkgetriebe sitzt, ist ein gewendeltes Zahnrad, das dann unten in die quer liegende Zahnstange greift. Ist man bei der späteren Montage nur ein Zahn nach links oder rechts weiter als im Original, bedeutet das, das die Reifen am Rahmen im Radkasten schleifen und dann muß das Dingen nochmal zerlegt werden. Also entweder die Mitte ausmessen (Länge beider Spurstangen gleich vom Gehäuserand) oder auf den Linken Anschlag gehen. In beiden Fällen den Winkel der Lenksäule zum Gehäuse markieren, z.b. oben auf dem Wellenende, das später im Kreuzgelenk steckt. Ich empfehle eine kräftige Reißnadel oder mit der Feile einen Strich an Welle und Gehäuse ziehen, ggf als Pfeil.
Hauptproblem beim Zerlegen sind wohl die kleinen Druckleitungen zum Zylinder. Die müssen nicht unbedingt ab, sollten aber analog Bremsleitungen gleich einmal überschliffen und neu geschrichen werden. Hier keinen Rostumwandler verwenden. Im Härtefall lassen sich diese Leitung wie Bremsleitungen nachbauen. Das lange Rohr oben drauf dient nur der Entlüftung der Gummibälge.
Am unterem Ende des Lenksäulenstummels findet man einen halbrunden Deckel, der die Mutter der Lenksäule verdeckt. Dieser kann mit einem Schraubendreher leicht heraus gehebelt werden, danach die Mutter lösen. Am oberem Ende war (glaub ich) ein Sprengring und ein paar Wellendichtringe sowie ein Abstandhalter. Ist leicht und ohne Tricks zu demontieren.
Die Zahnstange läßt sich nur zur beifahrerseitigem Seite herausziehen, wenn man dort den Sicherungsring entfernt hat. Hierzu ist im Gehäuse seitlich ca 5mm vom Ende eine etwa 5mm-Bohrung, durch die sich der Sicherungsring (ca 3mm- Feder-Rundstahl) heraus drücken läßt. Mehr muß dann nicht ab.
Aus Zeitgründen hatte ich mir ein Dichtungskit bei C&S geholt, da ist alles drin. Wer hier nicht gleich neue Gummibälge mitbestellt, spart am falschem Ende.
Am besten, für jedes Teil, das man ausbaut, gleich das passende Neue im Dichtsatz suchen, sonst wirds nachher ein Puzzle. Große Probleme hatte ich bei den 4 Dichtringen, die auf dem Wellenstumpf der Lenksäule sitzen. Diese müssen beim Einbau soweit gedehnt werden, das sie nicht mehr anliegen. Ich hatte das Glück, mehrere Lenkgetriebe da zu haben und habe dann diesen Wellenstummel von einem anderen Lenkgetriebe genutzt. Bin noch nicht dazu gekommen, die gedehnten Ringe zu montieren bzw wieder eng anliegend zu bekommen, werde sie erstmal mit Isolierband in die Form zwingen, eventuell gehts aber auch nur über eine passende Blechhülse, wie man sie auch bei der Montage von Kolben verwendet.
Da ich eh alles auseinander hatte, wurde das Lenkgetriebe gleich noch poliert und lackiert (gut abkleben, wo nötig), neue innere Spurstangen und äußere Spurstangenköpfe komplettieren das Getriebe. Der Tüv war jedenfalls zufrieden ;-)
Das Schwierigste beim Einbau ist das Einfädeln des Kreuzgelenks auf das Getriebe. Bitte vorher den Säulenstummel genau anschauen, wo sitzt z.b. die Sicherungsschraube und wo die beiden geraden Flächen. Das Ding passt nur einmal da drauf und in der richtigen Position auch kinderleicht. Hab aber im ersten Versuch auch zwei Stunden gebraucht und bin fast verzweifelt. Hab mir dann von den Ersatzteilen nochmal alles angeschaut, um zu verstehen, wie es funktioniert, dann war es ein Griff.
Am Ende richtig entlüften, mit Motor aus und gefüllten Öltank mehrfach nach links und rechts lenken (Auto aufgebockt) und an den Anschlägen etwas verweilen. Aufpassen, das der Tank dabei nicht leer wird. Lt Buch passen in das System mit der Original Kühlleitung ca. 1,8 Liter, da ist aber alles leer. Nach der 3. Tankfüllung kann dann der Motor gestartet werden und man wiederholt die Lenkbewegungen inkl Ölkontrolle, bis die Pumpe keine Geräusche mehr macht, wenn sie nicht grad am Anschlag ist.
P.S.: im späterem Betrieb nie mehr Öl einfüllen als die max-hot-Markierung zeigt. Was zuviel ist, kommt nachher raus, auch durch den geschlossenen Deckel